Die Rechnung bitte! – Gastbeitrag

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© Thomas Blasche Fotodesign – http://www.natur-photocamp.de

Die Rechnung bitte!

von Michael Köhler

Der Gast will zahlen, der Kellner schlurft zum „Chefkellner“, der holt den Taschenrechner um an Hand der Bons die Rechnung zu schreiben. Er schreibt 1 Pollo und 2 Cervesa auf den Zettel, holt sich eine Speisekarte, weil er nachschauen muss wie viel ein Bier kostet, malt die Beträge daneben hin, nimmt den Taschenrechner, rechnet die 2 Zahlen zusammen und malt die Summe darunter. Dann übergibt er im Schlaftablettentempo dem Kellner die Rechnung, der schlurft zum Tisch, der Gast sieht auf den ersten Blick, dass das nicht stimmen kann. Huhn vom Grill – 14.000,– und zwei Bier – 2.500,– macht insgesamt 39.000,– (Cruzeros) – oder? Wenn man falsch untereinander schreibt dann schon, dann kosten 2 Bier 25.000,– plus die 14 vom Huhn macht 39!! Wie wenn 2 Bier und ein Schnitzel bei uns 70 Euro kosten würden! Salzbuckel will aber wissen, wann sie den Irrtum bemerken und gibt ihm 50.000 auf seinen Teller. Die wandelnde Schlaftablette schlurft wieder zurück, der Geschäftsführer vergleicht die Zahl auf dem Geldschein mit der auf der Rechnung, gibt beide Zahlen subtraktiv in den Rechner ein und ermittelt so das Wechselgeld.

Der Kellner schlurft mit dem Wechselgeld wieder zum Tisch. Salzbuckel weißt den Kellner höflich darauf hin, dass das nicht stimmen kann – der Kellner gibt sich ungläubig, wie kann der Gast das so schnell feststellen, sein Chef hat schließlich 10 Minuten gebraucht, um dem Taschenrechner diese Zahlen zu entlocken. Ein entschiedener Blick, noch mal der Hinweis das das nicht korrekt ist, er geht zurück zum Geschäftsführer, der das Ganze verständnislos beobachtet hat – „was will der Gringo?“ Da er auf seiner geistigen Einbahnstraße keinen anderen Ausweg sieht, setzt er seine Brille auf um sich ein intelligenteres Äußeres zu verleihen, zieht sich mit seinem Rechner ins Nebenkämmerchen zurück (macht er immer bei schwierigen Problemstellungen) und beginnt das Spiel von vorne, neuer Rechnungszettel, Speisekarte, alles abmalen, noch mal rechnen – anderes Ergebnis – Wechselgeld wird neu berechnet – ist jetzt doppelt schwierig, weil ja noch das falsche Wechselgeld von vorhin auf dem Teller liegt …

Der Kellner schlurft wieder im Schneckentempo heran – voller Stolz präsentiert er: 17.500,–. Der Gast, allmählich ungeduldig, das Bier ist schon längst leer, er will gehen, sagt nun gleich „non es correcto, por favor – mas una vez“ (stimmt nicht, bitte noch einmal) der schlürft noch verständnisloser (hat der Gringo einen Computer im Kopf eingebaut?) zum Oberblitzer, der wieder ins Kämmerchen, die Malerei beginnt von vorne, dauert nun aber mindestens die doppelte Zeit, um dann wirklich stolz, ja geradezu triumphierend selbst zum Gast zu kommen um ihm nun das mehrfach überprüfte neue Ergebnis seiner Bemühungen höchstpersönlich zu präsentieren. Wenn er eine Dienstmütze gehabt hätte, zu diesem Anlass hätte er sie aufgesetzt. 16.500,– es stimmt fast, er hat ein Bier vergessen und das Wechselgeld ist auch falsch – nämlich 1000 zu viel!! Aber das wird in Form von Trinkgeld korrigiert und damit hat das Ganze dann seine Richtigkeit.

Text: © Michael Köhler – Solarwave

Bildquelle: Thomas Blasche Fotodesign