Der kürzeste Törn einer langen Reise – Gastbeitrag

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© Claus Aktoprak

Der kürzeste Törn einer langen Reise

von Claus Aktoprak

Beim Segeln kann und soll man nichts erzwingen. Das war eine der ersten Lektionen, die ich vom Skipper auf meiner ersten Kojencharter in der Türkei gelernt habe. Nun holte diese Weisheit mich auf der Rückkehr von meiner sechsmonatigen Sommerreise um Schweden und die Ålands wieder ein. Ich lag in der dänischen Südsee in Avernakö und wartete auf passendes Wetter für den letzten Schlag zurück nach Deutschland. Die Tage zuvor war ich bereits in Söderköping eingeweht, und so langsam wurde die Zeit bis zum Krantermin knapp. Es war gegen Mittag, und für den Nachmittag waren vorübergehend abflauende Winde angesagt, bis es in der Nacht wieder auffrischen sollte. So richtig passte die Windrichtung aus Südwest zwar nicht, ich hoffte aber doch irgendwie einige Meilen, zumindest bis Mommark, einer kleinen Hafenstadt an der Ostküste der dänischen Insel Als, gewinnen zu können. Wie vorhergesagt, ließ der Wind spürbar nach, und die weißen Wellenkämme, durch die sich die letzten Tage bereits frustrierte Charterer ob ihres Abgabetermins gedieselt hatten, wurden deutlich weniger.

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Ich band das erste Reff ein. Ausreffen wäre später einfacher, als einhand zu reffen. Dann machte ich das Boot schnell seeklar und lief guter Dinge aus. Bis Mommark waren es ja nur ein paar Meilen, sodass ich auch ohne Anlieger gut hinkommen würde. Doch kaum war ich aus der engen und flachen Ausfahrt von Avernakö heraus und drehte den Bug nach Südwest, sah ich erneut überall weiße Schaumkämme, und meine „La Mer“ holte deutlich über. Sie verneigte sich geradezu vor dem Wind. Na gut, also das zweite Reff eingebunden und weiter gegenankartoffelt.

Aber wie schon Kriechbaum in „Das Boot“ zum Alten sagt: „Hat kein Sinn mehr Herr Kaleun, wir machen kaum noch Fahrt über Grund“, musste ich mir das Gleiche eingestehen. Wind, Welle und ein starker Strom ließen mich nur minimal Strecke in die ersehnte Richtung machen. Frustriert und schwer genervt legte ich die Pinne um und fuhr – übrigens das einzige Mal auf meiner Reise – wieder zurück. Auch ohne irgendein noch so klein gesetztes Etmal getoppt zu haben, war die Rückkehr noch anstrengend und nass genug auf meiner kleinen „La Mer“. Das Einhand-Anlegen zwischen den Pfählen bei dem Seitenwind… Aber das ist eine andere Geschichte. Motor aus, Luke zu, Mittagessen auf den Herd und danach die Augen zu. Gesegelte Strecke: 2,5 Meilen. Großartig!

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Eine Stunde später schaue ich im Halbschlaf hinaus und von dem starken Wind ist nur noch ein laues Lüftchen übrig. Ich meinte, Rasmus und sein Gefolge laut lachen zu hören…

Gut eine Stunde vor der Dämmerung will ich nun aber auch nicht mehr auslaufen. Wie sich später zeigt, eine kluge Entscheidung, denn kurz danach frischt es schon wieder auf und ich habe noch weitere zwei Tage das Vergnügen im nachsaisontoten Avernakö verweilen zu dürfen. Dafür werde ich aber nach zwei Tagen mit einem der schönsten Törns der Reise vor aufgehender Sonne belohnt. Was lernen wir daraus? Siehe oben…

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Text: © Claus Aktoprak – Luvgier